Friedhof

Der Friedhof

befindet sich im Birkenweg 20, 25361 Krempe.
Das Haupttor liegt jedoch an der Straße „Vor dem Grevenkoper Tor“

Die Friedhofsverwaltung erreichen Sie hier:

Anja List
Am Kirchhof 1
25361 Krempe
Tel.: 04824 830
E-Mail: kirchengemeinde-krempe(at)kk-rm.de

Die neugotische Kapelle, gestiftet von John Ahsbahs

Aus: Die Kremper Friedhofskapelle von Lothar Wittorf:
Der Kremper Friedhof befindet sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
nicht mehr auf dem Kirchhof um die St.-Peter-Kirche, denn er wurde
– wie damals in den Städten üblich – vor die Tore der Stadt verlegt.
In diesem Fall vor den einstigen Standort des Grevenkoper Tors.
Die Trauergottesdienste mussten dennoch weiter in der Kirche stattfinden.
In deren Anschluss wurde der Verstorbene im Leichenzug zur letzten Ruhe geleitet.
Der Weg zum Friedhof war lang – und bei Regen, Hagel, Sturm,
Frost und/oder Schnee besonders unangenehm.
Da war es für die Kirchengemeinde ein glücklicher Umstand, als der in Amerika zu Reichtum gekommene und nun in seine Heimat zurückgekehrte Sohn eines Grevenkoper Pferdehändlers,
John Ahsbahs, anbot, eine Kapelle auf dem Friedhof bauen zu lassen,
die es gestattete Gottesdienst und Bestattung zusammenzuführen.
Die Gemeinde nahm dieses große, selbstlose Geschenk gern an und
schon bald nach ihrer Weihe am 15. Juli 1900 fanden fast alle Beerdigungen in der Friedhofskapelle statt.
John Ahsbahs, sein Bruder Paul und Hauptpastor Paul Friedrich Julius Hasselmann berieten intensiv die Gestaltung dieser Kapelle und gewannen den Eutiner Architekten Zietz, Nachkomme einer dortigen Baumeister-Dynastie, für die Planung und Ausführung des neuen Gotteshauses.
Der wählte das Sinnbild des Todes, das Kreuz, zur Grundform des Bauwerks und erweiterte es im Zentrum durch ein Achteck, das in der
christlichen Symbolik für den Neubeginn in Gottes Reich steht.
Die Kapelle wurde in der Formensprache des neugotischen Stils errichtet, zeigte jedoch schon starke Einflüsse des sich anbahnenden Umbruchs von der Neogotik zur Reformarchitektur.
Von außen gefällt der leichte, aufstrebende Entwurf durch seine Zinnen und Türmchen wie auch durch die vielen kleinteiligen Dekorationsformen.
Im Inneren lohnen die Spitzbogenfenster mit Maßwerk und
Buntverglasung sowie die Rippengewölbe einen Besuch.

Die Gedenktafeln

Man betritt den Vorraum der Friedhofskapelle durch das Hauptportal.
Seine einzige natürliche Lichtquelle ist das bunte Rundfenster über dem Tor. An den Seitenwänden erinnern Tafeln an die Gefallenen Krempes und der Umlandgemeinden aus den Kriegen von
1848 – 1851 (Schl.-Holst. Erhebung),
1914 – 1918 (erster Weltkrieg) und
1939 – 1945 (zweiter Weltkrieg).
Weitere Opfertafeln des DeutschFranzösischen Krieges von 1870 – 1871
und ein Kriegsnagelungskreuz von 1916 befinden sich in einem Nebenraum der neuen Kapelle zur Verwahrung.
Diese Tafeln hingen vorher in der Hauptkirche – ursprünglich im Altarraum, später im Vorraum – und fanden im Rahmen der letzten Restaurierung der St.-Peter-Kirche nun einen Platz in der Trauerkapelle.
Mögen sie nicht nur an die vielen, allzu früh aus dem Leben und aus ihren Familien gerissenen Männer erinnern, sondern auch mahnen an Leid und Grausamkeit durch kriegerische Gewalt.

Die Orgel

Die Orgel wurde von der Firma Emanuel Kemper in Lübeck gefertigt. Sie wird Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre gebaut worden sein und hatte (bis ca. 2000) ihren Platz in der Kapelle auf dem Itzehoer Waldfriedhof. Hier entschied man sich für ein digitales Instrument und gab das Kemper-Positiv an die Kirchengemeinde Wilster ab.
Im Jahre 2009 übernahm die Kirchengemeinde Krempe das Instrument. Von unserem Organisten in Eigenleistung überarbeitet und farblich neu gestaltet, wurde die kleine Orgel in der gothischen Kapelle aufgestellt.
Hier erklingt sie zu Trauerfeiern im kleineren Rahmen.

Disposition
Gedeckt 8′
Rohrflöte 4′
Prinzipal 2′

Kemper-Positiv mit drei Registern

Die neue Kapelle (1973)

In den 1960er Jahren erwies sich die alte gotische Kapelle jedoch zunehmend als zu klein. Zudem hatte sich die Sitte, vom Hause aus zu bestatten, überlebt.
So musste eine neue, größere Aussegnungshalle – kombiniert mit einer Leichenhalle und weiteren Funktionsräumen – geschaffen werden. Der
Itzehoer Architekt Wiebe entwarf sie als geradlinigen Zweckbau in
Form eines großflächigen Flachdachquaders, der lediglich vom Kranz der Oberlichter des Aussegnungssaals überragt wurde.

Am 8. Dezember 1973 wurde der Neubau geweiht. In der Folgezeit übernahm er vollständig alle Begräbnisfunktionen.
Die alte Kapelle blieb auf Weisung der Bauabteilung des Landeskirchenamts erhalten. Nun jedoch nutzlos geworden geriet sie aus dem Blickfeld der Kirchengemeinde. Erst in jüngerer Zeit änderte sich dies. Eine Schlämmverfugung, Reparaturen und ein neuer Innenanstrich durch Kirchenvorstandsmitglieder richteten das vergessene Kleinod wieder ansehnlich her. Inzwischen finden in dem stilvollen Ambiente gelegentlich wieder Trauergottesdienste und kleine Andachten statt.
Die Orgel der neuen Kapelle wurde von der Orgelbaufirma Kemper aus Lübeck gebaut. Sie ist baugleich mit dem Instrument, das 2009 für die alte neogothische Kapelle angekauft wurde. (s.o.)

Einige Grabstätten

Jahrhunderte alte Sandsteintafeln, wie sie beispielsweise auf dem Süderauer Friedhof oder auf vielen anderen Kirchhöfen in der Kremper Marsch
zu bewundern sind, wird man auf diesem Friedhof nicht finden, da sie mit
dem Brand der St.-Peter-Kirche im Jahre 1814 verloren gegangen sind.
Dennoch gibt es einige bemerkenswerte Gräber:

Am Hauptweg liegen rechts vor und links hinter der ersten Wegekreuzung
drei Grabstätten von Pastoren, die in Krempe langjährig gewirkt hatten.

Pastorengrab Carl Berend Hasselmann

Das erste Pastorengrab ist das des Kremper Hauptpastors und Münsterdorfer Kirchenpropsten
Hasselmann. Es ist gleichzeitig auch die älteste erhaltene Grabstätte des
Friedhofs.
Auf einem zweistufigen, grauen Plattenpodest trägt ein schwarzer, polierter Granitblock die Beschriftung. Über seiner leicht aufgewalmten Oberseite
erhebt sich ein hohes graues Steinkreuz mit der stark verwitterten Inschrift „Jesus Christus unsere Hoffnung“.

Grabstein Carl Berend Hasselmann (2.5.1827-9.12.1891)

Carl Berend Hasselmann (*2.5.1827 – † 9.12.1891)
war nicht nur seit dem 20.9.1864 ein sehr geachteter Seelsorger in Krempe, sondern seit August 1873 Propst der Propstei Münsterdorf.
In seine Amtszeit fällt der Ausbau des Kremper Schulwesens wie auch die
Planung und der Bau des von John Ahsbahs gestifteten Krankenhauses,
des Ahsbahsstifts, dessen Fertigstellung er nicht mehr erleben durfte, da
er plötzlich und unerwartet im Alter von 64 Jahren verstarb.
Zu seinem Nachfolger wurde auf Wunsch der Gemeinde am 23.10.1892
sein Sohn Paul Friedrich Julius Hasselmann gewählt.
In dessen Amtszeit entstand der Neubau der (ebenfalls von John Ahsbahs
gestifteten) Friedhofskapelle ebenso wie der Neubau der 6-klassigen Volksschule (heute Altbau genannt) und die Neuausmalung des Inneren der St.-Peter-Kirche. Außerdem verfasste er die Kirchenchronik, die heute noch fortgeschrieben wird. Am 1.10.1908 wurde er auf eigenen Antrag aus dem Amt entlassen.

Pastorengrab Friedrich Nicolaus Peters

Das Grab des Kremper Hauptpastors Friedrich Nicolaus Peters (*20.2.1867- †14.10.1942) ist das zweite Pastorengrab. Die breite Steinplatte zeigt das Relief einer Abendmahlsszene und schließt nach oben mit einem sehr flachen, gedrückten Spitzbogen ab.

Grabstein des Hauptpastors Friedrich Nicolaus Peters (20.02.1867-14.10.1942)

Friedrich Peters begann am 15.3.1896 als Diakonus in Krempe. Seit 1906 bewohnte er aus gesundheitlichen Gründen das neu erbaute, Jugendstil-beeinflusste Haus in der Stiftstraße.
Nach dem Fortgang von Julius Hasselmann wurde er am 4.10.1908 zum
Hauptpastor gewählt und übte dieses Amt bis zum 1.11.1933, seinem Ruhestandsdatum, aus.
In seiner Amtsperiode musste die Gemeinde schwere Zeiten durchstehen:
den 1. Weltkrieg, zwei existenzvernichtende Inflationen und die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Jubiläumsjahr der Kirche, 1928, zeigten Risse im Gemäuer die schwere Baufälligkeit der St.-Peter-Kirche an.

Pastorengrab Fritz Graumann

Als drittes Pastorengrab ist das von Pastor Fritz Graumann (*31.7.1910 – † 1998) auf dem Friedhof zu finden. 
Der helle Stein zeigt im oberen Halbrund das Kreuz vor dem Strahlenkranz der untergehenden Sonne.

Grabstein des Pastors Fritz Graumann (31.7.1910 – 1998)

Graumann kam zum Ende des 2. Weltkriegs als Marinepfarrer nach
Glückstadt und kümmerte sich ab 1945 anfangs gelegentlich, dann kommissarisch um die Kremper Gemeinde.
Am 8.2.1948 wurde er als Pastor eingeführt und blieb in der Gemeinde bis
zu seiner Pensionierung am 1.8.1975.
Seine anfängliche Amtszeit stand umfassend unter den Zeichen des gesellschaftlichen und kirchlichen Wiederaufbaus nach dem Krieg. 
1954 konnten endlich die für Kriegszwecke geraubten Kirchenglocken durch neue ersetzt werden. Große bauliche Aufgaben seiner Dienstzeit waren die erste große Kirchenrenovierung, der Bau des Kindergartens und der Anbau einer neuen, größeren Friedhofskapelle.
Die Flüchtlingsströme als Folge des Krieges führten zu großer Wohnungsnot. Die Kirche stellte zusammen mit dem Gasthaus zum Heiligen Kreuz Bauland für 55 Siedlerhäuser im Gebiet Grüner Weg/Ostlandweg zur Verfügung.

Zwei Gräber von 1899

Zwei weitere Grabanlagen haben sich erhalten und fallen wegen ihrer aufwändigen Gestaltung ins Auge. Beide wurden im Jahre 1899 angelegt und sind typisch für die Begräbniskultur in der Kaiserzeit.
Große Granitsteine – ob poliert oder roh behauen – repräsentieren Status und Wohlstand.

Grab der Familie Ahsbahs

Die Grabstätte von John und Claus Ahsbahs sowie ihrer Frauen Caroline,
geb. Weiller, und Dorothea, geb. Kruse, befindet sich am Südrand des
Friedhofs. Sie ist von einer schmiedeeisernen, verzierten Gittereinfriedung
eingefasst – so wie in dieser Zeit viele Grabstellen als Beete eingezäunt waren, wenn die Familien es sich leisten konnten.

In zwei Stufen rahmen Steinplatten die Grabkammer ein. Sie enden an einer schmalen Blumenbeet-Einfassung, die einen farbigen Rahmen bildet für den polierten, massiven Granitdeckel.
Dessen Hälften fallen sanft nach den Seiten ab. In den Deckel sind die Namen der Verstorbenen eingraviert.

Namen der Familie:

JOHN AHSBAHS
geb. d. 23. Juli 1820
gest. d. 13.Juni 1899

CAROLINE AHSBAHS
geb. WEILLER
geb. d. 19. Nov. 1823
gest. d. 21. Juli 1896

CLAUS AHSBAHS
geb. d. 4. Janr. 1823
gest. d. 12. Nov. 1903

DOROTHEA AHSBAHS
geb. KRUSE
geb. d. 3. März 1828
gest. d. 28. Dez. 1895

Am Kopfende erhebt sich auf einem mehrstufigen sandsteinernen Postament der Grabstein im spätklassizistischen Stil. Er hat die Form einer Ädikula, deren Gebälk und Dreiecksgiebel von zwei schwarzen toskanischen Säulen getragen werden.
Zwischen den Säulen umschließt ein Arkaden-Relief das Bekenntnis
„Mein Leben und mein Ende
ist dein – in deine Hände
befehl ich, Vater, meinen Geist“.

Dieser Ausspruch begegnete uns schon im Glasfenster über dem Ausgang der Friedhofskapelle, was nicht verwunderlich ist, denn John Ahsbahs (*20.7.1820 – †13.6.1899), der als Amerika-Auswanderer in der Holzwirtschaft zu einem großen Vermögen gekommen war, hatte nach der
Rückkehr in seine Heimat der Kirchengemeinde nicht nur ein Krankenhaus samt Betriebskapital gestiftet, sondern auch diese Kapelle. John Ahsbahs wurde zum Ehrenbürger der Stadt Krempe ernannt.

Sarkophag von Paul Wiese

Das Einzelgrab von Paul Wiese (*31.7.1816 – †16.2.1899) grenzt direkt an den Vorplatz der Kapelle. Es stellt einen übergroßen steinernen Sarkophag dar und ist aus tonnenschweren, kaum ornamentierten Steinplatten zusammengesetzt. Abgeschlossen wird er durch einen zweistufigen Sargdeckel. Auf der südlichen Abschrägung des Steinsargs fußt auf einem grauen Steinsockel eine Obelisken-artige, polierte Stele aus schwarzem Marmor.

Sie weist ohne jede Dekorierung den Namen des Verstorbenen aus und schließt mit einer flachen Pyramide ab. Stark kontrastiert das Monumentale
der „Ruhestätte für Paul Wiese“ mit dem Verzicht auf jedwede Dekorierung. Sie kündet vom Wohlstand und Rang des Verstorbenen. Dennoch ist es mir bisher nicht gelungen, seine Identität zu klären.
Laut Pastor Bruhn ist die Grabstätte im Grabbuch über die „Erbbegräbnisse“ als „ein Mausoleum in Größe von 4 Grabstellen“ beschrieben.

Polierte Stele aus schwarzem Marmor zum Sarkophag von Paul Wiese